Am 3. Oktober 2021 erlebten die Kicker des SK Bochum 11 in der Kreisliga-C2 gegen den FC Altenbochum III eine 0:29-Abreibung. Auch RevierSport berichtete. Immerhin kommt es nicht alle Tage vor, dass eine Mannschaft in einer Partie alle 3,10 Minuten ein Gegentor kassiert. Damit ist aber nur die halbe Geschichte des SK Bochum 11 erzählt.
An diesem Tag standen Vorstand und Trainer Bastian Böcker nur acht Spieler zur Verfügung. Darunter „ein Altstar, der auf die 60 zugeht und zwei Hörgeräte trägt“ und Böcker selbst, der sich nach zwei Knieoperationen lediglich als „Trikotständer“ bezeichnet. Trotzdem trat der SK Bochum 11 an. Wie immer. „Wir sind in zehn Jahren noch nie nicht angetreten“, betont Böcker. Gegen den FC Altenbochum III war die „Verlockung groß“, gestand der Trainer. Immerhin war der Tabellenführer zu Gast: „Es war absehbar, was auf uns zukommt.“ Am Ende trat sein Team aus Respekt vor dem Schiedsrichter und dem Gegner an.
SK Bochum 11 steht für Menschenfreundlichkeit und Fairplay
Vor zehn Jahren wurde der Verein aus einer Gruppe ehemaliger Spieler aus verschiedenen Klubs gegründet. Die Idee gefiel Vorstand Bastian Böcker, seinem Bruder Daniel sowie den weiteren Mitgründern und Mitbegründerinnen schon länger. Ebenso wie die Zahl elf im Vereinsnamen, sodass die Umsetzung nach „ein paar Getränken“ gerade noch vor dem Jahreswechsel am Silvesterabend 2011 erfolgte. Die Mannschaft besteht aus Fußballern und Quereinsteigern, die sich wohlfühlen sollen, „egal wie gut sie sind“. Darüber hinaus möchte der Klub eine Haltung ausstrahlen, „die menschenfreundlich und gegen Diskriminierung ist.“
„Wir haben alle eine gewisse Auffassung von Sport“, betont der Vorstand. Anfeindungen verbaler und körperlicher Natur auf dem Platz wurden immer strikt abgelehnt. „Das war nie unsere Idee von der C-Liga, hier geht es um die goldene Ananas und selbst wenn man mehr will, dann sollte man sich im Griff haben“, erklärt Böcker und ergänzt: „Wir haben in solchen Fällen hart reagiert, auch intern gesperrt, wenn es keine Sperre vom Sportgericht gab.“ Die Folge: „Wir gehören seit vier Jahren zu den fairsten Mannschaften im Kreis Bochum“. 2019/2020 folgte letztendlich die Krönung in Form des Fairplay-Pokals.
Ein Ex-Volleyballer erzielte das einzige Tor
Zurück auf dem Rasen. Die Bilanz der Bochumer nach sechs Spieltagen spricht Bände: Null Punkte, 1:59 Tore. Böcker hat ein klares Ziel: „Aufstieg“, lacht der Vorstand. Spaß bei Seite. Die Personalsituation ist positiver als jener 3. Oktober vermuten lässt. Es gab während der Coronavirus-Pandemie nur zwei Abmeldungen und einige Verstärkungen. Ein Ex-Volleyballer, Jakob Jung, erzielte in seinem ersten Meisterschaftsspiel überhaupt das bisher einzige Saisontor.
„Wir haben uns bislang oft 60, 70 Minuten gut bewährt“, bilanziert der Trainer. Das Ziel seien über zehn Punkte, der Fairplay-Pokal und natürlich: das Hallenmasters, „eine Gaudi vor mehr als zehn Zuschauern“. Hier sorgte der SK Bochum 11 mit einem Traumtor 2020 für Aufsehen – die Resultate lassen wir außen vor.
Denn die Ergebnisse stehen bei diesem etwas anderen Klub aus Bochum bekanntlich ohnehin nicht an erster Stelle. „Wir sind natürlich bemüht“, beteuert Böcker, „aber bei uns stehen Spaß und Gemeinschaft im Vordergrund. Man sollte seine Zeit mit Leuten verbringen, die man mag. Und wenn guter Fußball dabei raus kommt, ist es um so schöner.“